Als Miranda zu mir kam war sie bereits 20 Jahre alt. Also ein erfahrenes Pferd, mit Vergangenheit. Sie war immer ein hochrangiges Tier in ihrer Herde, war die Leitstute für ihre Töchter und Enkeltöchter, mit denen sie zusammen lebte. Dann sollte sie zum Schlachter, weil sie kein lebendiges Fohlen mehr auf die Welt brachte, und ich rette sie. Plötzlich veränderte sich ihre Welt schlagartig.
20 Jahre lang erlebte sie immer den selben Trott. Den Sommer verbrachte sie auf einer abgelegenen Weide, wo rundherum absolut nichts los war. Der Züchter kam einmal am Tag und schaute nach dem Wasser und ob alles in Ordnung war. Den Winter über stand sie in einem gemauerten Stall, ohne Fenster, in einer rundum vergitterten Box. Das war immer so. Tagein, tagaus, jedes Jahr – 20 Jahre lang.
Einmal gab es eine Abwechselung für die junge Stute, die aber keine gute Erfahrung gewesen sein konnte. Mit 3 Jahren gab der Züchter sie zum Anreiten, damit sie anschließend zur Zuchtstutenprüfung konnte. Bei den Hannoveraneren wird viel Wert auf gute Rittigkeit gelegt. Das spiegelt sich im Endergebnis der Zuchtstutenprüfung wieder. Miranda wurde also zum Anreiten gegeben und dafür musste der Züchter bezahlen. Jeden Tag den Miranda in der Ausbildung war, kostete dem Züchter Geld. Natürlich wollte er, dass die Stute so schnell wie möglich angeritten wird. Viel Geld wollte er nicht investieren. Deswegen wird das Anreiten im Schnellverfahren gemacht. Das Pferd bekommt nicht die Zeit, die es braucht. Bei Miranda muss da einiges schief gelaufen sein. Nachdem sie vom Anreiten zurück kam, ließ sie sich nicht mehr anbinden. Das ist heute noch so! Wenn ich den Führstrick in der Hand halte ist nichts los. Sie bleibt auch brav stehen, wenn ich den Führstrick einfach so runter hängen lasse. Aber sobald sie angebunden ist, geht sie voll in den Strick.
Das zeigt wie harte Trainingsmethoden ein Pferd kaputt machen können. Leider haben viele Reiter kein Verständnis für ihr Pferd. Sie glauben, die Macken seien Ungehorsam und gehen mit Gewalt an die Sache ran. Reitlehrer motivieren ihre Schüler noch sich durchzusetzen. „Du musst dich durchsetzen, das Pferd testet dich!“, heißt es dann. Aber was wirklich dahinter steckt, wird nicht erkannt. Jedes Pferd hat sein eigenes Tempo. Das gilt sowohl beim Lernen wie auch in der Entwicklung junger Pferde. Mit Rücksicht und einem schonenden Umgang in jungen Pferdejahren, können viele Problem gleich ausgeschlossen werden.
Ich bin froh, dass ich ein wenig über Mirandas Vergangenheit erfahren konnte. Das ist leider oft nicht möglich, wenn ein Pferd gekauft wird, was vielleicht schon durch mehrere Hände gegangen ist. Aber ich bin der Meinung, jedes Pferd hat ein Anrecht auf geduldigen Umgang und Verständnis.
Miranda im Mai 2011 bei ihrem Züchter
Wie Recht Du hast!! Jedes Pferd braucht individuelle Betreuung und Training. Es tut mir leid, dass Miranda da so schlechte Erfahrungen gemacht hat. Auch wenn sie erst 20 werden musste, aber seit dem kann sie ihr Leben in vollen Zügen genießen ❤
Knuddel ❤
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Ich glaube, wenn man dem Pferd mehr Zeit lässt zu verstehen, was man von ihm will, kommt es gar nicht erst zu solchen Problemen.
Knuddel ❤
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Absolut!! Aber heutzutage müssen die Pferde innerhalb eines Monats auch im Galopp konstant durch s Genick gehen und man sieht ja wohin das führt…vor allem weil s oft erst 2 – 3 jährige Fohlen sind… Dabei haben die alten Reitmeister Wert auf ein schonendes Anreiten gelegt und danach ging es erst mal ein Jahr frisch voran durch s Gelände.
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Nur weil das Geld mehr zählt als das Tier. Später müssen dann die „Pferdeflüsterer“ ran, weil die Besitzer nicht mit ihrem Pferd klar kommen oder sogar Angst vor ihrem eigenen Pferd haben. Dafür muss dann wieder Geld ausgegeben werden, was in der Ausbildung des Pferdes gespart wurde. Dazwischen liegen aber Jahre des Unverständnis für das Tier.
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20 Jahre! Welch lange und schreckliche Zeit! Ich darf gar nicht darüber nachdenken, auch über andere Dinge in dieser Richtung nicht.
Ich bin froh, dass Miranda bei dir noch Vertrauen gelernt hat…
❤ ❤ ❤ ❤ ❤ ❤
Liebe Grüße Heidi
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Sie hat auch gelernt mit mir gemeinsam in unbekannte Situationen rein zu gehen. Am Anfang kannte sie nichts und hatte vor allen unbekannten Dingen angst. Jetzt schaut sie sich das mutig an oder beschnuppert die Dinge, wenn ich neben ihr stehe. Das ist so toll! 😀
LG Susanne
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WOW!!! ❤
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❤
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Das arme Tier! Gut,dass Du so viel über sie erfahren konntest.Dadurch hast Du die Möglichkeit,sich so gut auf sie einzustellen und Ihr zu helfen,sich in ihrem neuen Leben besser zurechtzufinden.Schön,dass sie mit Dir einen Menschen hat,der sie versteht und dem sie vertrauen kann.
Übrigens müsstest Du morgen mit DHlL einen Sack Seniorenmüsli von uns geliefert bekommen.
Liebe Grüße Uwe
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Das ist total lieb von Euch! DANKE! Ich sage Bescheid, wenn das Müsli da ist! ❤
LG Susanne
PS: Ich versuche immer die Pferde zu verstehen – sozusagen die Welt mit ihren Augen zu sehen. Meistens erkenne ich mit dieser Methode, warum sie sich gerade so verhalten. Manchmal geht mir aber auch viel später ein Licht auf. Und manchmal kapiere ich es nicht. 😉
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