Nach der Schlundverstopfung und der darauffolgenden Zahnbehandlung, verlor Miranda sehr viel Gewicht. Die Stute sah noch nie so schlecht aus. Sie war regelrecht eingefallen und das in sehr kurzer Zeit. Man sah die Rippen, sie hatte tiefe Hungergruben und sehr viel Muskelmasse abgebaut.

Miranda war schon immer schwerfuttrig. Ich muss sowieso immer aufpassen, damit sie ihr Gewicht behält. Sie kann innerhalb von wenigen Tagen, sichtbar an Gewicht verlieren. Das wieder drauf zu bekommen, ist schon unter normalen Umständen nicht leicht.
Jetzt mit den zwei fehlenden Backenzähnen, wurde es ein richtiger Kampf. Wir hatten große Sorgen um die Stute. Es stand in den Sternen, ob sie überhaupt zunehmen würde. Pferde müssen ihre Nahrung gut mit den Zähnen zermahlen, anders können sie die enthaltenen Nährstoffe nicht aufnehmen. Miranda spuckte aber nach der Zahnbehandlung Graswickel aus.

Das war ein Zeichen, dass sie nicht mehr richtig kauen konnte. Dann verhungert ein Pferd vor dem vollen Trog, weil der Körper nicht mehr an die Nährstoffe kommt. Unser Tierarzt bringt so etwas wunderbar mit einem Satz auf den Punkt. Im ersten Moment klingt das recht herzlos. Manchmal verstehe ich seine Worte erst später. Manchmal war ich auch sauer auf ihn.
Einmal, als Bachus noch lebte, brachte er einen Spruch von wegen „alte Herrschaften“ oder so. Ich weiß nicht mehr genau was er gesagt hat, fand es aber irgendwie respektlos. Bachus hatte sich festgelegen, ich rief den Tierarzt und bis er kam, schaffte ich es doch allein, Bachus wieder auf die Beine zu bekommen.
Heute weiß ich, dass der Tierarzt es nicht böse gemeint hatte, es ist eben seine Art, Tatsachen kurz und knapp, in einem Satz rauszuhauen.

Ich sprach mit ihm natürlich auch über die Aussichten für Miranda. Er sagte: „Wenn ein Pferd Zähne verliert, ist das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen. Es kommt nun drauf an, wieviel Geld und Liebe man da noch reinstecken will“. Erst ein paar Monate später verstand ich, was er mit LIEBE meinte und dass das kein herzloser Spruch war.
Das ganze Frühjahr, den Sommer und Herbst über, musste ich meine eigenen Bedürfnisse komplett hinten anstellen. Es kostete viel Zeit, Nerven, Kraft und auch Geld, die Stute wieder aufzufüttern. Nicht nur die Corona-Beschränkungen hielten mich hier auf dem Hof fest. Ich hatte praktisch keine Freizeit mehr.
Miranda wurde mit 6 zusätzlichen Mahlzeiten pro Tag aufgefüttert. Ich war von morgens um 6.00 bis abends um 21.00 Uhr damit beschäftigt, das Pferd zu füttern und ihr damit das Leben zu retten.

Das Auffüttern von Pferden muss vorsichtig und mit Bedacht geschehen. Ein Pferd hat einen kleinen Magen, deshalb müssen die Portionen gut über den Tag verteilt werden. Ich bin ehrlich, diese Zeit war sehr anstrengend für mich. Zwischen den Fütterungen musste ich meine anderen Aufgaben erledigen. Ich konnte nur mal schnell zum Einkaufen huschen, dann war ich gerade rechtzeitig zur nächsten Fütterung auf dem Hof.
Es kostete enorm viel Energie und das meinte der Tierarzt mit „Liebe reinstecken“.
Teil 3 folgt
Ja, das war ein Liebesmarathon … und du hast sie gerettet!
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Der Tierarzt sagte zu mir, wenn ich sie nicht so gut gefüttert hätte, wäre sie schon lange tot.
LG Susanne
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Das glaube ich auch, du hast ihr das Futter ins maul gescheichelt … 🙂
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