Tinka war mein erster Hund und sie kam über meine Tierschutzarbeit zu mir. Das war eigentlich nicht so geplant, aber es war Tinkas einzige Chance.
Tinka war eine Labrador – Deutsch Kurzhaar Mix Hündin. Sie hatte Temperament, war super schlau und ungefähr so groß wie ein Schäferhund. Ich war schon damals im Tierschutz unterwegs. Mitglied und ehrenamtliche Helferin beim Hamburger Tierschutzverein. Für den ich unter anderem die Nachkontrollen von vermittelten Hunden und Katzen machte. Wir wollten schauen, ob alles in Ordnung war und bei Problemen beratend zur Seite stehen.
Eines Tages stand die Nachkontrolle eines Schäferhundes an. Der war auf einen Bauernhof, im nahen Umland von Hamburg, vermittelt worden. Da ich noch keinen Führerschein besaß, bat ich eine Bekannte mit mir dort raus zu fahren. Mit dem Schäferhund war alles bestens, er hatte ein schönes Zuhause, bei netten Leuten. Der Bauer erzählte uns, dass sein seltsamer Nachbar einen Hund im Schweinestall hielt. Der Hund sei dort als Welpe eingesperrt worden und nie wieder raus gekommen. Mittlerweile müsste er wohl ein halbes Jahr alt sein.
Wir gingen zu dem Nachbarhof, es war niemand zu sehen. Also öffneten wir den Stall, der kein Fenster hatte. Drinnen war es stockdunkel, nur durch die offene Tür fiel etwas Licht. Es dauerte etwas, bis wir im Halbdunkeln einen Hund in einer Schweinebucht erkennen konnten. Der Hund war völlig verängstigt. Einerseits freute er sich, weil jemand da war. Andererseits drehte er panisch wilde Runden, in seinem Gefängnis. Die Körperhaltung des Tieres sagte alles, gedukt mit einer bis zur Brust eingeklemmten Rute sah er aus wie ein Fragezeichen.
Plötzlich stand der Typ hinter uns, dem der Hof gehörte! Er pöbelte uns an und schmiss uns aus dem Stall. Ich fragte ihn was das soll? Warum er den Hund einsperrt? Er meinte, das würde uns gar nichts angehen und wir sollten sein Grundstück verlassen. Ich sagte ich würde den Fall den Tierschutzinspektoren des Hamburger Tierschutzvereins melden. Damals gab es leider noch kein Handy. Der Typ meinte: Das kannst du gerne machen“ und grinste fies. „Wenn ihr wieder kommt ist kein Hund mehr da.“
Ich überlegte kurz und sagte dann, dass ich den Hund kaufen möchte. Für 300.- DM könne ich ihn haben, meinte er. So viel Geld hatte ich nicht dabei. Meine Bekannte und ich kratzten alles Geld zusammen, was wir dabei hatten und kamen auf 100 DM und ein paar Zerhackte. Der Typ nahm das Geld und meinte der Hund gehört euch!
Wir wollten Tinka, wie ich sie später nannte, aus dem Ferch holen und zum Wagen führen. Aber der Hund schmiss sich nur hin und war nicht in der Lage auch nur einen Schritt zu gehen. Sie war anscheinend wirklich noch nie außerhalb des dunklen Schuppens gewesen. Wir trugen den ungefähr schäferhundgroßen Hund zum Auto und legten ihn auf die Rückbank. Was einige Zeit in Anspruch nahm und uns viel Kraft kostete. Dort blieb sie verängstigt liegen und bewegte sich die ganze Farht über nicht mehr.
Vor meiner Haustür angekommen überlegten wir, was wir mit dem Hund machen sollten. Ins Tierheim bringen war keine gute Idee. Tinka war absolut unvermittelbar und wäre dort entweder nie wieder raus gekommen oder zum Wanderpokal geworden. Also entschied ich mich den Hund zu behalten. Wir trugen sie aus dem Auto, denn sie konnte wieder vor Panik keinen Schritt gehen. Ich wohnte damals in einem Wohnblock, in der 2. Etage. Tinka konnte auch keine Treppen laufen. Wir schleppten den Hund also die Treppen hoch. Meine Bekannte verabschiedete sich sofort, die war bedient. Ich saß völlig fertig auf dem Sofa und Tinka kauerte auf dem Wohnzimmerteppich.
So kam ich zu meinen ersten Hund. Wie war das bei euch?
Gütiger Himmel… Was für ein Horror… Und was für ein Glück dass Ihr zur rechten Zeit dort wart… Ich zweifle keine Sekunde daran, was der Typ mit ihr gemacht hätte, wenn er die Nase endgültig von ihr voll gehabt hätte… 😦
Wie ging es denn weiter mit ihr? Sie musste ja nun ein paar Mal am Tag raus
Bei Diego war das kein Problem, so klein wie er war konnt ich ihn ja immer schnell über die Straße usw. tragen, bis wir ein ruhiges Fleckchen gefunden haben.
Tinka war ja echt zauberhaft. Ich mag schwarze Hunde mit etwas Weiß ❤
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Uns war es zu gefährlich den Hund dort zu lassen, weil wir uns vorstellen konnten, was er mit ihr macht, sobald wir weg waren. Darum die Idee mit dem Freikaufen.
Wie es weiter ging? Ich musste den Hund anfangs jedesmal die Treppen runter und wieder rauf tragen. Tinka war zu schwer für mich, um sie auf dem Arm zu nehmen. Ich legte deshalb meine Arme um ihre Brust und hob sie hoch. Ihr Kopf war auf Höhe meines Kopfes und ihre Hinterbeine baumelten ein paar Zentimeter über der Erde. So trug ich sie die Treppen runter und überall, wo sie vor lauter Angst nicht laufen konnte. Es war am Anfang schwierig, weil der Hund so von dem Typen verdorben war. Nach einem Jahr mit viel Arbeit, Geduld und investierte Zeit, hatte ich einen guten Hund aus ihr gemacht. Wer solch eine Aufgabe übernimmt, sollte sich das sehr genau überlegen. Denn ein Hund wie Tinka hätte einen Wechsel in ein anderes Umfeld mit einer andern Bezugsperson nicht verkraftet.
Ich würde ja von Tinka weiter berichten, aber sie war vor der Tierhilfe Miranda Zeit bei mir. Und ich denke es interessiert hier sowieso niemanden besonders.
Drück Dich! ❤
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Liebe Susanne, ein Glück, daß du die süße Tinka gefunden hast. Es ist furchtbar, wie grausam die Menschen sein können. Mag mir auch nicht vorstellen, was mit ihr geschehen wäre.
Was mich nicht in Ruhe läßt, was ist der Grund, ein Tier so zu quälen? Was hat ein Mensch davon, das Tier dort im Dunklen einzusperren, ihm jeglichen Kontakt und liebevolle Zuwendung zu verweigern? Warum hält ein Mensch unter diesen Umständen ein Tier? Ist es, weil er feige ist und seinen Lebensfrust an einem Wehrlosen ausleben möchte? Ist er von Natur aus eine Bestie? Hat er keinerlei Gefühl in sich und möchte nur quälen?
Einmal würde ich den Grund von einem Tierquäler persönlich hören wollen, warum er sich so entsetzlich abscheulich verhält.
Auf jeden Fall hattest du wunderschöne Jahre mit Tinka und sie mit dir, bist mit ihr verreist und sie war dir eine treue Freundin. Sie war dir sicher gewaltig dankbar für ihre Rettung und die schöne Zeit❤️
LG Elisabeth
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Liebe Elisabeth,
wenn du viele Jahre im Tierschutz unterwegs bist, fragst du nicht mehr nach den Gründen. Wir hatten uns damals vorgenommen mit den Menschen zu reden und zu helfen. Unser Motto war „Tierschutz ist auch Menschenschutz“. Wir versuchten zu erklären, was ein Tier für Bedürfnisse hat und was gerade falsch läuft. Oft konnten wir damit Mensch und Tier helfen. Nur bei den beratungsresistenten Leuten half das nicht. Da musste das Tier gerettet werden. Manchmal blieb nur das Tier frei zu kaufen.
Tinka wurde später zu meiner besten Freundin. Sie war überall dabei, wir waren nur einmal ein Wochenende lang getrennt. Ich durfte durch Tinka so viel lernen, was mir beim Umgang mit Angsthunden sehr geholfen hat. Ich werde ihr ewig dankbar sein und sie nie vergessen. ❤
LG Susanne
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Ich kann grad SOWAS gar nicht lesen, denn ich heule sofort los. Unser lieber Chris ist tot, ja, Chris vom Jahnsteinhof und da gibt es Leute, die einen Hund einfach in ein Loch sperren.
Ich stimme Dir zu, liebe Elisabeth, auch ich wüßte gern, was in solchen Leuten vorgeht.
Traurige Grüße Heidi mit Isi, die dicht hinter mir auf dem Sofa liegt und pennt ❤
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Was, unser Chris ist tot? Nein, das kann doch nicht sein!
Liebe Heidi, was ist geschehen?
Ich schließe Britta und Chris in meine Gedanken fest mit ein und sende gute Wünsche für beide❤️Es kann zwar niemand Britta’s Trauer mindern, aber wir können fest an sie denken!
Herzlichst, Elisabeth
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Liebe Elisabeth,
Chris hatte so einen Gen Defekt, wie der Hund von Brittas Mutti.
Kannst hier schauen:
http://chris-vom-jahnsteinhof.blogspot.de/
Es ist so schrecklich, ich kannte ihn gut.
Britta ist total fertig.
Gerade weil ich ihn recht gut kannte, bin ich sooo sehr betroffen. Ich heule schon wieder.
Liebe Grüße Heidi
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Liebe Heidi,
Dankeschön für den Link.
Kannte den lustigen Chris nur von Miranda’s Blog. Aber wenn er erzählte, war er ein quirliger, schnauzbärtiger, kleiner Hund. Mutig, ein bißchen frech und süß, genau die richtige Mischung.
Als ich Britta’s Brief las, weinte ich sehr. Ihre Worte entsprechen genau meinem Gefühl, das ich hatte, als ich meinen Ron gehen lassen mußte.
Wenn ein Tier über die Regenbrücke geht, nimmt es ein großes Stück unserer Seele mit. Wenn wir ihm eines Tages folgen, dann wird es uns entgegenlaufen und die Seele ist wieder vereint und ganz. Die Vorstellung half mir immer, als Ron und Rudi gingen.
Viel Kraft für die liebe Britta und ihre Familie.
Traurige Grüße, Elisabeth
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Was, Chris ist tot? Das kann doch nicht wahr sein. Arme Britta, jetzt auch noch das. Ich wünsche Ihr ganz viel Kraft.
Traurige Grüße
Susanne
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