Gestern war der Tierarzt auf dem Hof und kastrierte die Böcke. Carsten, Claus und Cashmere hätten sicher darauf verzichten können. Aber „wat mutt, dat mutt“, wie der Norddeutsche sagt.
Es gibt zwei Methode wie Schafsböcke kastriert werden können. Blutig oder unblutig. Die Blutige Kastration hat den Nachteil, dass es danach zu Infektionen kommen kann. Im Schafstall und auf der Weide ist es praktisch nie keimfrei. Darum ist das Risiko einer Infektion und dem Verlust des Tieres sehr hoch.
Bei der unblutigen Methode werden die Samenstränge mit der Burdizzio-Zange abgequetscht. Durch die Quetschung verkleinern sich die Hoden und die Böcke sind nach 2 bis 3 Wochen unfruchtbar. Ein Nachteil, es kann auch mal nicht funktionieren und ein Bock kann weiter decken.
Unsere Böcke sollten nach der unblutigen Methode kastriert werden. Der Tierarzt spritzte zuerst die Vollnarkose. Bei Schafen ist das nicht ungefährlich. Bei einer Überdosierung oder Unverträglichkeit, gibt es kein Gegenmittel. Besonders gefährlich ist die Narkose bei den kleinen Ouessantschafen. Ein ausgewachsener Bock wiegt gerade mal 15 – 20 kg. Wenn der Tierarzt sich bei der Dosierung des Narkosemittels um nur 1 kg verrechnet, kann der Bock schon nie mehr aufwachen.
Meistens schätzen unsere Landtierärzte das Gewicht der Tiere. Bei den Mini-Böcken vertraute ich aber nicht darauf und bat den Tierarzt, die Tiere zu wiegen. Ich hatte schon eine Personenwaage bereitgestellt, auf die ich mich stellte. Der Tierarzt drückte mir Carsten in den Arm und so konnten wir sein Gewicht ermitteln.
Wir mussten davon noch das Gewicht vom Vlies und den Hörnern abziehen. Beides schätzten wir auf ungefähr 2 kg. Carsten bekam das Narkosemittel für 20 kg in den Muskel gespritzt. Es dauerte eine Weile bis es wirkte und er einschlief. In der Zwischenzeit wogen und spritzen wir die beiden kleinen Böcke.
Als Carten eingeschlafen war, bekam er ein lokales Betäubungsmittel in die Hoden gespritzt. Nachdem das wirkte, wurden die Hoden mit der Zange gequetscht. Danach bekam er noch ein Schmerzmittel gespritzt.
Anschließend wurde Carsten auf das Brustbein, gegen eine Wand, gelegt. In der Narkose kühlt der Körper rasch aus. Darum legte ich ihn auf eine Decke und deckt ihn mit einer zweiten zu.

Carsten nach der Kastration
Carsten ist mit seinen 7 Jahren schon alt. Darum befürchtete der Tierarzt, die Narkose würde ihn stärker belasten, als die beiden Kleinen. Nach ein, zwei Stunden sollte er wieder wach sein.
Jetzt kamen die kleinen Böcke an die Reihe. Der kleine Claus schlief schon und wurde als nächstes kastriert. Nur Cashmere wollte nicht schlafen. Den musste der Tierarzt noch einmal nachspritzen, was er nur ungern tat. Aber es ging nicht anders und Gott sei Dank ging auch alles gut.
In Vollnarkose dürfen Schafe nicht auf der Seite liegen. Das hat mit dem Pansen zu tun. Schafe müssen ständig röpsen, um das Gas aus dem Panzen zu bekommen. Das funktioniert aber in Narkose nicht. Damit der Pansen nicht aufgast und sie daran sterben, müssen sie auf dem Brustbein liegen. So findet das Gas alleine den Weg nach draußen.

Cashmere liegt auf dem Brustbein – so kann der Pansen nicht aufgasen.
Bei allen dreien verlief die Kastration wirklich gut. Sie sind schnell aufgewacht, Claus am schnellsten. Gestern liefen sie einige Zeit etwas bedröbbelt durch die Gegend. Es dauerte bis das Narkosemittel aus dem Körper war. Heute geht es ihnen aber schon wieder gut. Sie fressen und laufen auch ganz normal. Die Kastration für alle drei Böcke hat 50.- Euro gekostet.
Ach je 😉 GsD ist alles gutgegangen 🙂
Ich kann mich noch gut an die die Kastration von unserem Michel erinnern. Wir haben ihn in unseren VW-Bus gepackt und sind 20 km zum Tierarzt gefahren. Er war aber lieb. Auf der Rückfahrt war er noch bedüselt und hat den Kopf aus dem Fenster gehalten und rumgeblökt. Das scheint ein Bild für die Götter gewesen zu sein, denn wir hatten viele Zuschauer.
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende von den Heidjern!
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Das kann ich mir denken. War Euer Michel ein Ziegenbock?
LG Susanne
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Hallo Susanne,
der Michel war ein Heidschnuckenbock 🙂
LG aus der Heide
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Liebe Susanne,
dann waren das wirklich die letzten Schaf Babys.
Carsten wird in Zukunft bestimmt etwas „freundlicher“ sein.
Puh – Aufregung, gut, dass du erst hinterher berichtet hast 🙂
Das mit dem nicht auf der Seite liegen wußte ich nicht.
Wieder WAS gelernt.
Liebe Grüße Heidi,
die dich bittet, nochmal auf den Kommentar vom 11. September 2017 um 13:21 zu schauen.
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Liebe Heidi,
ich werde mir gleich den Kommentar vom 11. 09. um 13.21 Uhr anschauen.
LG Susanne
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Ein Glück, daß alles gut gegangen ist! Es soll ja bei Schafen und Ziegen mit mehr Risiko verbunden sein, wenn sie Narkose bekommen. Um den goldigen alten Carsten hatte ich immer Angst. Aber irgendwann wolltest und mußtest du sie ja kastrieren lassen. Jetzt ist das auch heil überstanden! Eine Sorge weniger…
Der kleine Cashmere hat ja schon ganz ordentliche Hörner, aber nicht so gebogen wie bei seinem Papa – wird das noch?
Außerdem gibt’s noch die Option, daß doch nochmal einer der Böcke Vater wird, wenn die Kastration vielleicht nicht so geklappt hat😊 Im Geheimen finde ich es nämlich schon schade, daß es jetzt keine Lämmer mehr gibt😢
LG Elisabeth
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Zum Glück ist alles gut verlaufen. Eine Vollnarkose ist bei Schafen und Ziegen nicht ohne Risiko. Die Hörner wachsen bei jungen Böcken erst gerade. Die Drehung kommt erst wenn sie älter sind. Das Horn wächst ein Leben lang weiter, aber nicht bei Kastraten.
LG Susanne
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Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist ❤ Dass Schafe nicht auf der Seite liegen dürfen, weiß ich auch erst seit einigen Jahren. Hast Du noch mal super erklärt! 🙂 50 Euro für alle finde ich einen sehr guten Preis. Oder war das pro Bock?? Die unblutige Methode kenn ich von den Ziegen. Leider ohne Narkose… Ich war so geschockt, dass ich dem TA anbot ihn doch auch so zu kastrieren, dann kann er sich davon überzeugen, dass es nicht weh tut…! 😦
Drück Dich ❤
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50.- Euro für alle drei. Ohne Narkose ist das heutzutage Gott sei Dank verboten.
Drück Dich
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Liebe Susanne
zum Glück ist alles gut gegangen!
Wusste ich nicht, dass eine Narkose bei Schafen so gefährlich sein kann (kann es ja immer), aber eben, dass das bei deinen Quessant-Schafen noch eine Gefahrenstufe höher liegt, wusste ich nicht – wieder was gelernt 🙂
Freu mich sehr, dass es den dreien gut geht und sie die OP gut überstanden haben – zum Glück wussten sie vorab nichts davon, die wären sicher alle Drei ausgebüxt… 🙂
LG
Karin
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Bei Schafen gibt es kein Gegenmittel. Wenn das Narkosemittel schlecht vertragen wird oder der TA zuviel spritzt, kann es sein, dass sie zu atmen aufhören. Die Drei wären sicher abgehauen, wenn sie das geahnt hätten. Sie sind aber danach nicht scheu geworden. Die Narkose und das im Anschluss gespritzte Schmerzmittel haben also gut gewirkt.
LG Susanne
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Wieder was dazu gelernt,dass man die Schafe auf dem Brustbein lagern muss wusste ich auch nicht,aber es ist ja einleuchtend.
Liebe Susanne,das hast Du alles sehr schön erklärt.
Zum Glück ist alles gut gegangen
Carsten ist ja im letzten Jahr noch drum herum gekommen und hat sein Jahr Gnadenfrist gut ausgenutzt.
Können jetzt die beiden jungen Böcke bei der Herde bleiben oder gibt es trotzdem Ärger untereinander?
LG Uwe
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Die beiden kleinen Böcke können bei der Herde bleiben. Bei Kastraten ist das immer unkompliziert. Ouessantschafe haben ein feste Brunftzeit, vom Oktober bis Januar. In dieser Zeit kämpfen Böcke um die Mädels. Da ist es ratsam nur einen Bock in der Herde zu haben. In der übrigen Zeit vertragen sich vertraute Böcke ohne viel zu boxen. Man sollte nur nie einen ausgewachsenen fremden Bock zum Zuchtbock dazu nehmen. Dann fliegen die Fetzen. Es gibt aber auch reine Bockherden. Die sind das ganze Jahr über verträglich, wenn keine Auen dazu kommen.
LG Susanne
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