Vertrauen macht den Umgang mit einem Pferd sehr viel einfacher. Pferde sind Fluchttiere, die oft als erste Reaktion auf Unbekanntes, erst einmal kopflos davonrennen. Mit diesem Reflex sollte man immer rechnen.
Natürlich gibt es Pferde die schreckhafter sind und welche die gelassen bleiben. Das liegt nicht nur an dem Nervenkostüm des einzelnen Tieres, oder dem Temperament der verschiedenen Pferderassen. Es hat auch damit zu tun, was das Pferd in seinem Leben, alles kennengelernt hat.
Als Miranda 2011 auf unseren Gnadenhof kam, war sie extrem schreckhaft. Sie hatte in ihren 20 Jahren nicht viele Umweltreize kennengelernt. Stand den Sommer über auf einer abgelegenen Weide und im Winter in einem fensterlosen Stall. Als sie zu uns kam, war sie mit so viel Neuem überfordert. Der kleinste Anlass genügte und die Stute ging durch.
Die erste Zeit war deshalb ganz schön schwierig, auch für mich. Doch nach und nach wuchs unser gegenseitiges Vertrauen. Miranda merkte, dass sie sich auf mich verlassen konnte. Ich hatte sie schon ein paarmal, aus für sie schwierigen Situationen herausgeholt. Das ließ sie immer cooler werden.
Wie sehr sie mir vertraut, zeigte mir das Erlebnis gestern bei der Fütterung. Als ich mit den vollen Eimern den Stall betrat, hatte sich unbemerkt, ein Fasan in eine der Pferdeboxen verirrt. Weder ich noch die Pferde wussten von dem Vogel.
Die Pferde wissen ganz genau, wann Fütterungszeit ist und trafen zur selben Zeit mit mir, im Laufstallbreich ein. Sie kamen nur von der Weide in den Stall und ich betrat den Stall durch den gegenüberliegenden Eingang.
Soweit war alles wie immer. Nielsson ging vorweg und stand schon an seinen Stammplatz. Ich stellte seinen Eimer vor ihm ab und er muffelte gleich los. Da kam auch Miranda in den Stall. Als ich gerade den Eimer auf den Boden stellte, musste der Fasan unsere Anwesenheit bemerkt haben.
So ein Fasan ist ein selten dämlicher Vogel. Ich frage mich wirklich, was bei diesen Tieren evolutionsmäßig schief gelaufen ist. Sie können nicht besonders gut fliegen und flüchten immer erst, wenn man schon fast auf ihrer Schwanzspitze steht.

Foto: Ulli
Der Fasan in der Pferdebox begann wild herum zu flattern und machte dabei einen furchtbaren Krach. Nicht nur die Pferde bekamen einen Schreck, als plötzlich das Flügel-Geklatsche, begleitet von einem lauten Geschrei losging!
Der Vogel war offensichtlich so durch den Wind, dass er in seiner Panik, den Weg aus der Pferdebox nicht mehr finden konnte. Dabei hätte er einfach nur unter der Trennwand durchgehen müssen. Auf diesen Weg muss er auch in den Stall hinein gekommen sein. Aber der Fasan flog nun immer wieder krachend und schreiend gegen die Wand.
Wer schon einmal eine Begegnung mit so einem Tier hatte, weiß welchen Krach diese Vögel machen. Natürlich erschraken die Pferde und ich rechnete damit, dass Miranda kopflos aus dem Stall stürmen würde.
Trotzdem sprach ich sie beruhigend an, sagte zu ihr: „Das ist nur ein Fasan. Der ist zu blöd den Ausgang zu finden. Brauchst dich nicht aufregen“. Tatsächlich kam die Stute fast augenblicklich runter. Ihr Körper entspannte sich und Miranda futterte aus dem Eimer. Hin und wieder warf sie einen Blick in Richtung des flatternden Vogels. Der schnallte Gott sei Dank endlich wie er aus dem Stall heraus kam, ging zu Fuß unter der Abtrennung durch und eilte ins Freie.
Ich freute mich total, dass Miranda diese Situation so cool gemeistert hatte. Wir haben mittlerweile ein wunderbares Vertrauensverhältnis.
Auch ein Zeichen des Vertrauens: Ein Pferd muss sich überall berühren lassen.
Alles gut gegangen…puhhh 😳
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Ja, sogar erstaunlich entspannt ging Miranda durch die Situation. 🙂 Ich hatte eigentlich mit einer kopflosen Flucht gerechnet.
LG Susanne
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Selten dämlich, aber schön … 😉
Da wo wir in Volksdorf als Kinder ritten, war eine Stute, die unter dem Bauch kitzelig war … das sorgte für manche merkwürdige Situation.
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Fasane sind wohl nur was fürs Auge. 🙂 Ich frage mich echt, warum die noch nicht ausgestorben sind. Die machen es ihren Fressfeinden wirklich sehr einfach.
Es gibt Pferde die am Bauch kitzelig sind. Darum habe ich bei unserem Neuzugang Herrn Nielsson, erst einmal vorsichtig getestet wie es bei ihm aussieht. Aber er ist zum Glück auch nicht kitzelig am Bauch. Du hast mit dem kitzeligen Pony bestimmt ganz gut was erlebt, oder?
LG Susanne
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Das war eine Holsteinerstute. Die hat vielleicht beim Putzen ein Theater gemacht und wenn man den Sattelgurt anziehen wollte. Manchmal mit allen Vieren in die Luft, wenn jemand zu grob war.
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Ich kann mir das bildlich vorstellen… 🙂
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Ach, und Fasane werden ja zum Abknallen gezüchtet, die sterben so schnell nicht aus …
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Hier laufen unheimlich viele Fasane herum. Ursprünglich wurden die wohl von Jägern ausgesetzt. Ich glaube das waren keine einheimischen Vögel, oder?
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Das weiss ich nicht, aber ich nehme an, dass es einheimische sind. Eure Fasanen sehen allerdings anders aus, als die, die ich sonst aus Norddeutschland und Dänemark kenne.
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Hab mal gegoogelt. Die heißen richtig Jagdfasane und waren wohl ursprünglich im asiatischen Raum heimisch. Sie wurden extra zum Jagen in Europa ausgesetzt. Es gab mehrere Unterarten, die sich im Laufe der Zeit, vermischt haben. Deswegen sehen unsere wohl etwas anders aus, als die die Du kennst. Hier ist ein Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasan
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Ich liebe das Word „Bürzel“ … 😉 😀
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Ja, das ist lustig. 😀
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Das war aufregend! Ende gut, alles gut. Wie schön, daß Miranda Dir jetzt so vertraut.
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Das finde ich auch. Wenn ich daran denke wie schreckhaft sie am Anfang war. Das war nicht immer ungefährlich für Mensch und Tier. Der Umgang mit einem Pferd wird um so vieles leichter, wenn sich erst einmal ein stabiles Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.
LG Susanne
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Liebe Susanne,
deine Meinung über den Fasan ist nicht so verkehrt, aber es ist nicht das einzige Tier das einem so blöde erscheinen lässt… 😂
Der Fasan ist ein Rätsel, dessen Lösung nur den Adepten offenbart wird. Nur diese können ihn in seiner ganzen Vorzüglichkeit genießen.
Jean Anthelme Brillat-Savarin
(1755 – 1826)
Lieben Gruß, Ewald
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Hallo Ewald,
wer sind denn die Adepten? Haben die gern Fasan gegessen? Ich meine, weil sie ihn in seiner ganzen Vorzüglichkeit genossen? 😀
Hier laufen so viele Fasane herum und die Jäger lieben sie 🙂
LG Susanne
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Hallo Susanne,
Adepten waren besondere Leute, hier die genaue Bezeichnung für sie;
Adept (von lateinisch adeptio „Erlangung, Erwerbung“ bzw. adeptus „einer, der etwas erlangt hat“) ist die Bezeichnung für eine Person oder einen Schüler, der in eine Geheimlehre, Geheimwissenschaft oder in Mysterien eingeweiht ist.
Lieben Gruß, Ewald
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Ah, verstehe. Den Begriff hatte ich noch nie gehört. Danke liebe Ewald, wieder etwas dazu gelernt. ❤
LG Susanne
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Ich sage doch immer, Bloggen bildet… 😉
Lieben Gruß, Ewald
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Da ist was dran. 🙂
LG Susanne
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