Stubenarrest

Ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage!

Bei uns kam keine wirkliche Weihnachtsstimmung auf. Das Wetter machte die Versorgung der Pferde über Weihnachten nicht gerade einfacher. Frostige Temperaturen und Regen auf gefrorenem Boden, sorgten für erschwerte Bedingungen bei der Arbeit.

Ich bin sowieso schon den ganzen Tag am Heucobs einweichen. 6 Mal am Tag gibt es eine große Portion Heucobs. Je kälter es wird, desto mehr Futter braucht ein Pferd. Die Fütterung muss in noch kürzeren Abständen erfolgen. Die Portionen dürfen nicht zu groß sein, weil sonst der Brei einfrieren könnte.

Die ersten Tage konnten die Pferde trotz Frost noch raus, da sie mit dem gefrorenen Boden gut zurechtkamen. Miranda hat das erst hier bei uns gelernt. Bevor sie auf den Gnadenhof kam, kannte sie keinen Winter. Beim Züchter stand sie von Oktober bis Mai, durchgehend in einem geschlossenen Stall ohne Fenster.

Die arme Stute kam nicht mal zum Misten raus. Als sie bei uns das erste Mal Eis und Schnee sah, reagierte sie panisch. Miranda hatte keinen blassen Schimmer, wie ein Pferd mit einem gefrorenen Boden klar kommen sollte. Entweder sie bewegte sich gar nicht, oder sie galoppierte kopflos über eine Eisfläche.

Mir stockte der Atem. Ich übte jeden Winter mit dem hoffnungslos überforderten Pferd. Zeigte ihr, wie sie über gefrorenen Boden vorsichtig gehen konnte. Miranda vertraute mir und ging brav mit mir, zwar schnaufend, zitternd und angespannt, verstand dann mit der Zeit immer besser, wie sie sich bei schwierigen Bodenverhältnissen verhalten musste.

Das alte Mädchen machte das ganz toll. Heute ist das alles kein großes Ding mehr für sie. Deshalb schaue ich im Winter, wie unsere beiden Rentner sich verhalten. Sind sie entspannt, vorsichtig und ruhig, dürfen sie selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten wollen. Im Stall oder draußen.

Doch dann stieg das Thermometer Heilig Abend über den Gefrierpunkt und es regnete den ganzen Tag. Nach den Tagen und Nächten mit Dauerfrost, fiel der Regen auf gefrorenen Boden. Überall stand schnell das Wasser. In der Nacht fror alles zu einer knallharten Eisschicht und der Frost war zurück.

Die Temperaturen gingen bis Minus 10 Grad runter.

Seitdem stehen die Pferde im Stall.

Unser Stall ist schön groß. Doch gerade das war lange ein Problem für Miranda. Es mag an ihrer Vergangenheit liegen, sie hasst es eingesperrt zu sein. In einer engen Box geht es noch, aber der große Stall lässt sie ausflippen. Sobald ich die Stalltür schließe, dreht sie total am Rad. Springt, bockt und galoppiert im Kreis herum.

Beim Züchter kannte sie nur ihre kleine Box, mit wenig Platz. Unser großer Laufstall versetzte Miranda geradezu Panik. Ist die Tür jedoch offen, fühlt sie sich darin geborgen. Sie braucht einfach das Gefühl, jederzeit rausgehen zu können

Es tat mir immer so leid, die Pferde aus Sicherheitsgründen in die Box stellen zu müssen, wenn der Boden gefährlich glatt war. Außerdem tut langes Stehen den alten Knochen, Sehnen und Bändern nicht gut.

Im Laufstall können sie sich immer noch ausreichend bewegen. Deshalb ist mir die Idee gekommen, einfach zwei Litzen vor die Tür zu spannen. Zuerst reagierte Miranda nervös. Es gefiel ihr nicht, den Stall nicht verlassen zu können. Ich sprach mit ihr, versuchte sie zu beruhigen. Tatsächlich legte sich ihre Unruhe recht bald.

Die Pferde sind nun entspannt im Laufstallbereich und haben mehr Bewegungsfreiheit als in ihren Boxen.

Jetzt warten wir gemeinsam auf Tauwetter!

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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6 Antworten zu Stubenarrest

  1. Stella, oh, Stella schreibt:

    Übergefrorene Nässe ist sehr gefährlich, für uns alle. Tauwetter soll ja kommen mit zweistelligen Plusgraden.
    Ich erinnere mich an einen Eisregentag in Hamburg, wo alles, aber auch alles mit einer hauchdünnen Eisschicht bedeckt war, die man gar nicht gleich wahrnahm, weil sie durchsichtig war. Ich trat nur aus dem Haus und wumm, lag ich auf dem Hintern, so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte.
    Wir sollen hier bis zu 9 Grad plus bekommen, aus Lincolnshire und dem Sulinger Land werden mögliche 14 Grad gemeldet. Ich hoffe, ihr bekommt auch etwas davon ab!
    Liebe Grüsse an euch alle aus Dänemark

    Gefällt 1 Person

    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Zweistellige Plusgrade lass ich mir gefallen. 🙂 An Eisregen in Hamburg habe ich ganz spezielle Erinnerungen. Ich hatte früher einen Haustierservice in HH, betreute Tiere im Haus des Tierbesitzers. Weihnachten war besonders viel los, weil viele Tierhalter in den Urlaub fuhren. Jedes Jahr gab es an einem der Weihnachtstage Eisregen. Das war wie ein Fluch. Einmal drehte ich mich mit dem Auto an einer Kreuzung. Gott sei dank war kein anderes Auto unterwegs. Als ich mein Wagen zum stehen kam, hatte er sich genau umgedreht und ich stand in Fahrtrichtung auf der Gegenspur. Kannst Dir vorstellen was ich für einen Schiss hatte. Die Tour musste ich zu Ende fahren, die Tiere wollten ja versorgt werden. Ich war so gestresst als ich zuhause ankam, für mich war Weihnachten gelaufen.
      LG Susanne

      Gefällt 1 Person

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