Miranda hat die gestrige Zahnbehandlung gut überstanden.
Diesmal war die Stute nicht so kooperativ. Aber wer will ihr das verdenken. Eine Zahnbehandlung beim Pferd sieht echt gewaltig aus, die Arbeitsgeräte machen Krach, vibrieren und es stinkt.
Auch das bravste Pferd, lässt sich nicht gern im Maul herummachen. Trotz Sedierung zog Miranda den Kopf hoch und kaute ununterbrochen auf dem Maulgatter herum. So konnte der Tierarzt nicht arbeiten, also musste er nachsedieren.
Die Stute war nun ordentlich zugedröhnt und konnte keinen Widerstand mehr leisten. Leider stand sie nun auch etwas wackelig auf den Beinen.
Der Tierarzt schaute sich das Gebiss ganz genau an. Ein Zahn im Unterkiefer war ausgefallen. Der darüber liegende Zahn war aufgrund fehlenden Abriebes, zu lang geworden und verhinderte die natürliche Mahlbewegung beim Fressen. Der Tierarzt kürzte ihn und korrigierte auch noch einige Haken.
Ein Backenzahn war locker und musste gezogen werden.
Nach der Behandlung blieb ich bei Miranda. Ich stellte sie nicht in die Box, weil die Stute so tief sediert war und drohte umzufallen. Der Laufstallbereich erschien mir sicherer, sollte sie wirklich fallen.
Der Tierarzt hatte den Hof verlassen und so stand ich mit dem schlafenden Pferd alleine da und hoffte sie würde auf den Beinen bleiben. Immer wieder sackte Miranda plötzlich ein, fing sich im letzen Moment und blieb schwankend stehen.
Dann entlastete sie auch noch ihr linkes Hinterbein und legte es in ihrem Rausch, über das rechte Hinterbein. Dort schwebte es in der Luft. Die Stute stand also hinten nur noch auf einem Bein, während ihr linkes regelrecht verkantet war.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein, was machst du denn da?“ frage ich die vollgedröhnte Stute, die keinerlei Notiz von mir nahm. Dafür schwankte sie bedrohlich zur linken Seite, wo ja kein stützendes Bein war.
Ich versuchte vergeblich mit anstupsen und anfeuernden Worten, das betäubte 600 kg Tier von der Stelle zu bewegen. Sie blieb stehen und bekam nichts mit. Dafür drückte sie nun auch noch ihren Kopf gegen die Wand, so dass ihr Auge gefährdet wurde!
Die Augen bleiben während einer Sedierung offen. Um das Auge zu schützen, musste ich den schweren Pferdekopf festhalten. So stand ich mit dem Kopf in meinen Armen da und wartete darauf, dass Miranda wach wurde. Der Kopf wurde immer schwerer…
Sobald sie wieder guckt wie ein Pferd ist sie wieder wach, hatte der Tierarzt gesagt.
Über eine Stunde musste ich warten, bis endlich ihre Ohren anfingen, hin und her zu gehen. Das erste Anzeichen, dass die Stute langsam wieder wach wurde. Jetzt bekam ich sie dazu, einen Schritt von der Wand weg zu gehen und dabei stellte sie beide Hinterbeine auf den Boden.
Der blonde Rocker hatte sich ganz süß verhalten. Zuerst musste er seine Nase in die Sachen des Tierarztes stecken. Untersuchte den Koffer, die Kabeltrommel und wollte das Halfter mit dem Maulgatter klauen. Doch in der Aufwachphase stellte er sich ganz brav zu uns und döste mit.
Dabei war seinen Kopf ganz nah an meinem Arm, ich konnte seinen warmen Atem spüren.
Als Miranda wieder wie ein Pferd guckte, führte ich sie ein paar Runden im Stall herum, ging mit ihr auf die Koppel und ließ sie laufen. Die Stute konnte sofort ganz normal fressen und war auch nicht beleidigt.
Als ich um 17.00 Uhr mit den Futtereimern auf die Weide kam, lief sie mir gleich entgegen. Fraß ohne Probleme und machte einen entspannten und zufriedenen Eindruck.
Den Pferdezahn hatte ich im Haus auf ein Regal gelegt, Buddha zu Füßen.
Als ich nach der Fütterung zurück ins Haus kam, kaute Giada auf irgendetwas herum. Ich nahm es ihr weg und siehe da, es war der Zahn!
Mir ist schleierhaft, wie Giada den Zahn entdecken und von einem 1,50 Meter hohen Regal nehmen konnte? Ich weiß, Maremmanos sind echte Kontrollfreaks und nehmen jede kleine Veränderung wahr. Aber einen Zahn zu bemerken, finde ich wirklich mehr als erstaunlich.
Das liest sich absolut spannend. Da hast Du aber echt die Nerven behalten. Kompliment.
LG Jürgen
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Danke schön. Zum Glück behalte ich in kritischen Situationen meistens die Nerven. Ich werde bei Stress immer ruhiger. Dafür bin ich dann hinterher echt platt. 😀
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… sicher wenn die Anspannung abfällt.
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Genau!
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So ein Maulgatter ist wirklich ein heftiges Teil… Und die anderen pferdezahnärztlichen Instrumente haben auch beeindruckende Dimensionen.
Schön, dass Miranda die Behandlung gut überstanden hat. Und Deine Arme sind hoffentlich nicht zu lang geworden beim Kopfhalten.
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Eine Zahnbehandlung beim Pferd sieht echt heftig aus. Dann macht es noch Krach, ruckelt und stinkt gewaltig, wenn die Zähne abgeschliffen werden. Ich bin so froh, dass wir das hinter uns haben. Meine Arme wurden wirklich immer länger. So ein Pferdekopf wiegt echt viel. Ich war anschließend fix und foxy. 🙂
LG Susanne
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Das kann ich bestens nachvollziehen!
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Jetzt geht es aber uns beiden (Miranda und mir) wieder gut! 😀
LG Susanne
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Das ist gut und freut mich! 🙂
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Danke schön! ❤
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Beeindruckend, berührend, schön – diese Geschichte mit Happy End! Was für ein Zahn, wow. Das Giada dann auch noch mitspielt, ist ja lustig. Ein Hund, der auf einem Pferdezahn kaut, holla 🙂 Und daß du so lange durchgehalten hast, da warst du echt tapfer. Zum Glück war es „nur“ eine Stunde…noch mal wow! LG Almuth
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Der Zahn ist ein ganz schöner Oschi. Was der allein schon für ein Gewicht hat! Unglaublich. Kein Wunder, dass ein Pferdekopf so schwer ist. Nach einer Stunde Kopf halten, war ich wirklich platt. 🙂
Das Giada den Pferdezahn gefunden und mit auf ihren Platz genommen hat, finde ich auch seltsam. Sie muss den ja gerochen haben. Denn ich hatte ihn ihr nicht gezeigt. Sie war nicht dabei, als ich ihn in das Regal legte. Maremmanos scannen ihre Umgebung und überprüfen jede Veränderung. Aber das ist wirklich der Hammer.
LG Susanne
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Oder der Geruch? Naja, sie wird ihn ohnehin gerochen haben, aber daß es so ist, wie mit einem Knochen? Wie schwer ist denn so ein Zahn – oder wie groß? Ich finde das schwer einzuschätzen. Sieht beeindruckend aus! LG und gute Erholung 🙂
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Ich nehme auch an, dass sie ihn gerochen hat. Es ist doch echt erstaunlich, wie gut der Geruchssinn eines Hundes ist.
Ich habe den Zahn vermessen und gewogen. Er wiegt 46g und ist ca. 5cm lang und 3cm breit. Echt ein ganz schöner Oschi! 😀
LG Susanne
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Wow! Was für ein „Stein“ 🙂 Ein Monument sozusagen. Wahnsinn! Hauptsache das Kauen klappt wieder! LG Almuth
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Der Zahn ist jetzt ganz glatt und fühlt sich sehr schön an. Ich habe ihn ja aufbewahrt. Erstaunt war ich, dass Miranda gleich nach der Behandlung ganz normal fressen konnte. Sie erschien sogar richtig glücklich. Die Wunde die der Zahn hinterlassen hatte, schien sie überhaupt nicht zu stören.
LG Susanne
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Das ist doch toll! Manchmal hat man Glück und sie hatte offenbar richtig viel Glück und einen guten Zahnarzt mit guter Rundumpflege hinterher 🙂 Schön! LG Almuth
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Wir arbeiten mit mehreren Tierärzten zusammen. Nicht jeder Tierarzt kennt sich mit jeder Tierart aus. Die beiden Tierärzte in der Pferdepraxis sind beide gut. Da haben wir echt Glück. 😀
LG Susanne
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Das freut mich für euch! LG Almuth
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Danke Du Liebe! ❤
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Puh, die Arme Miranda…
Und Du mit dem schlafenden Pferd im Arm – eine armmuskelstählende Geduldsache – doch auch ein inniges Vertrauensbild und ich wünschte, alle alten Tiere könnten es so gut haben wie Deine Gnadenhofbewohner…
Fein, dass es bei Euch geregnet hat.
Hoffentlich kommt noch mehr.
Ganz liebe Grüße,
Amélie
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Liebe Amélie,
ich konnte die arme Miranda nicht einfach in ihre Box stellen, bis sie wieder wach ist. Es gibt sicher nicht wenige, die das einfach gemacht hätten. Aber das alte Mädchen konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie weiß doch, dass ich immer für sie da bin und ihr helfe so gut ich kann. Ich habe natürlich so gut es ging, auch an meine Sicherheit gedacht, als ich das große und schwere Tier stützte. Ein Weichei darf man in so einer Situation nicht sein.
Habt Ihr auch etwas Regen abbekommen? Hier kam leider nicht mehr. Hätte ruhig noch etwas sein können.
LG Susanne
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Mannomann, eine Stunde lang Kopf halten, wenn das keine Liebe ist!
Ein gewaltiger Zahn so ein Pferdezahn …. Giada hat den wahrscheinlich gerochen, da war etwas Blut dran, nicht wahr?
Ich kann das voll nachempfinden, dass ihr die Zahnbehandlung nicht gefiel … mir gefallen die auch nicht! 🙂 ❤
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Bei dem schweren Kopf ist das sogar eine sehr große Liebe. 😀
Giada muss den Zahn gerochen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich hatte das Blut zwar abgewaschen, aber das rote oben geht nicht ab. Der Hund muss sich aber auf die Hinterbeine gestellt haben. Weil der Zahn in gut 1,50 Meter Höhe im Regal lag. Sie hat dabei nichts umgeschmissen oder runtergerissen. 🙂
LG Susanne
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Haha, vorsichtig wie eine Katze … 😉 … vielleicht haben ihr die Streuner ihr was gezeigt … 😀
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Ja, wer weiß… Die Katzen waren übrigens alle draußen. Sonst hätte ich gedacht, eine der Miezen hätte ihr geholfen. Aber so ein Maremmano ist eben selbständig und schlau. 😀
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Pingback: Mirandas Krankengeschichte – Teil 1 | Tierhilfe Miranda e.V.